Rund 250 Gesellschaften in Deutschland bieten Beteiligungskapital – 5.000 Unternehmen setzen Beteiligungskapital ein, Tausende fragen jährlich nach. Aber nicht jede Beteiligungsgesellschaft ist in gleicher Weise für jedes Unternehmen geeignet. Da bei Geld bekanntlich die Gemütlichkeit aufhört, sollten sich Unternehmer frühzeitig über mögliche Partner informieren. Auf was gilt es dabei besonders zu achten?
1. Art der Beteiligung
Zahlreiche Beteiligungsgesellschaften engagieren sich ausschließlich in Form einer offenen Beteiligung, d.h. sie werden neue Gesellschafter. Andere beteiligen sich primär im EK-nahen Bereich in Form von Nachrangfinanzierungen oder stillen Beteiligungen. Dritte wiederum kombinieren beides.
Nachrangfinanzierungen wie stille Beteiligungen greifen nicht in das Gesellschafterverhältnis ein. Sie sind ein universell einsetzbares und flexibel gestaltbares Instrument mit leicht kalkulierbaren Konditionen. Im Gegensatz dazu zeichnet sich die offene, d.h. Direktbeteiligung dadurch aus, dass kein laufender Kapitaldienst erbracht werden muss. Wenn keine Gewinnausschüttung erfolgt, bleibt die erwirtschaftete Liquidität im Unternehmen und ermöglicht u.a. dynamischeres Wachstum. Ein Besser oder Schlechter zwischen diesen Beteiligungsvarianten gibt es daher nicht: Es gibt ein mehr oder weniger geeignet für eine bestimmte Situation. Mit der Möglichkeit einer kombiniert offenen/stillen Beteiligung lassen sich die Vorteile der jeweiligen Varianten optimieren.
2. Operative Mitwirkung
Manche Beteiligungsgesellschaften greifen unmittelbar in das unternehmerische Geschäft ein. Andere Beteiligungskapitalgeber halten sich bewusst aus dem operativen Geschäft heraus. Auch hier gibt es kein Besser oder Schlechter, aber gerade für Familienunternehmen ist Variante zwei oft interessanter, da die Familie meist längerfristig das Heft des Handelns in der Hand behalten will.
3. Terms & Conditions
Die Variantenvielfalt bei mezzaninen, i.e. nachrangigen Finanzierungen ist groß. Dementsprechend groß ist auch das Konditionen-Spektrum. Für stille Beteiligungen fallen regelmäßig ein festes und ein variables (gewinnabhängiges) Beteiligungsentgelt an, regelmäßig auch equity kicker oder Wertzuwachspauschalen. Das erscheint auf den ersten Blick, im Vergleich zu fremdkapitalnäheren Angeboten eine eher „teure“ Form der Finanzierung.
Doch auch wenn den Konditionen gerne prima facie das Haupt-Augenmerk gilt, sind die qualitativen Bedingungen zumeist von noch weitaus größerer Bedeutung. Sind Covenants vorgesehen, wenn „ja“, wie sind diese gesetzt, gibt es Limitierungen, was das operative Geschäft angeht, gibt es Kündigungsrechte und wenn ja wann und vor allem, werden die finanzierenden Banken in ihrer Bonitätsanalyse die Nachrangfinanzierung als wirtschaftliches Eigenkapital qualifizieren oder als Verschuldung. So wird oftmals die zuerst vielleicht als „teuer“ betrachtete die günstigere Lösung.
4. Branchenspezialisiert oder branchenübergreifend
Auf bestimmte Branchen fokussierte Beteiligungsgesellschaften besitzen Detailkenntnisse im jeweiligen Wirtschaftssektor und können ihren Partnerunternehmen ein hohes branchenspezifisches Know-how bieten und dienen als Sparring-Partner bei strategischen Entscheidungen.
Auf der anderen Seite bieten branchenübergreifend agierende Gesellschaften über die eigene Branche hinausgehende Kunden- und Lieferantenkontakte und Beratung. Nicht immer muss es dabei aber „entweder – oder“ heißen. Branchenneutrale Beteiligungsgesellschaften mit einer großen Anzahl von Beteiligungspartnern können die Vorteile kombinieren. Sie beschäftigen Branchenspezialisten und haben gleichzeitig ein breites, branchenübergreifendes Netzwerk.
5. Unternehmensphasenfokussiert oder übergreifend
Einige Beteiligungsgesellschaften haben sich auf bestimmte Unternehmensphasen spezialisiert, zum Beispiel auf Start-up- oder Innovationsfinanzierungen. Andere engagieren sich unabhängig von der jeweiligen Unternehmensphase. Der nicht zu unterschätzende Vorteil hierbei: Die Firmen können sich längerfristig, auch über verschiedene Unternehmensphasen hinweg, in einer etablierten Relationship begleiten lassen – eventuell bis hin zu einer potenziellen Nachfolgeregelung.
6. Dauer des Engagements
Auch was die Dauer eines Engagements angeht, verhalten sich Beteiligungsgesellschaften unterschiedlich. Wichtig ist in jedem Fall, dass das Beteiligungskapital für die Dauer des geplanten Investitionszyklus auch fristengerecht und verlässlich zur Verfügung steht. Nichts ist für ein Unternehmen schwieriger als ein Loch, das durch eine bei Fälligkeit – oder mehr noch durch Kündigung – nicht refinanzierbare Nachrangfinanzierung entsteht.
Da zum Zeitpunkt des Beteiligungsabschlusses oft noch nicht absehbar ist, wie die wirtschaftliche Situation zum Zeitpunkt der vereinbarten Rückzahlung wirklich sein wird, ist für viele Unternehmen besonders interessant: In welchem Umfang hat und bietet eine Beteiligungsgesellschaft die Möglichkeit, eine Beteiligung zu verlängern.
7. Gesellschafter/Investoren einer Beteiligungsgesellschaft
Viele Beteiligungsgesellschaften arbeiten auf der Basis zeitlich begrenzter Fonds. Die Folge: Die Beteiligungen sollten zu einem bestimmten Zeitpunkt auch wieder verkauft werden. Hier kann die Situation entstehen, dass die Beteiligungsgesellschaft ihre Anteile zu einem bestimmten Zeitpunkt verkaufen muss, selbst wenn dieser Augenblick für das Unternehmen nicht unbedingt günstig sein sollte. Beteiligungsgesellschaften, die auf einen Evergreen-Fonds zurückgreifen oder unmittelbar eigene Mittel einsetzen, stehen nicht unter diesem Exitdruck. Andere Beteiligungsgesellschaften hängen von einem einzelnen Industrie-, Bank- oder Wirtschaftsunternehmen ab. Hier ist es wichtig Vorsorge zu treffen, dass nicht die Interessen des Kapitalgebers im Vordergrund stehen, sondern auch die des Beteiligungsnehmers angemessen berücksichtigt werden.
8. Erfahrung
Wer ist schon gerne der erste Patient eines Arztes? Daher lohnt es sich für einen Beteiligungsnehmer immer zu prüfen: Seit wann ist die Beteiligungsgesellschaft erfolgreich am Markt tätig? Wie viele Engagements, in welchen Branchen und in welcher Größe hat die Beteiligungsgesellschaft schon erfolgreich realisiert? Und ganz wichtig, da einfach nie auszuschließen: Wie verhält sich ein Beteiligungspartner, wenn es einmal regnen sollte.
Selbstverständlich gibt es neben den oben erwähnten eine ganze Reihe weiterer qualitativer Kriterien, wie Branchen-Know-how, Vernetzung etc. die eine mehr oder weniger große Rolle im Einzelfall spielen können. Über all dies lohnt es sich nachzudenken und mit potenziellen Partnern intensiv zu sprechen. Denn wichtig ist in jedem Fall, dass eine Finanzierungs- oder Beteiligungslösung so gut ist, wie sie den ganz spezifischen Prioritäten der Unternehmung bzw. derer Gesellschafter maximal gerecht wird.