von Peter Pauli, Geschäftsführer der BayBG
Wenn Unternehmen wachsen wollen, müssen sie zum Beispiel in Technologien, Maschinen und Anlagen, oder Personal investieren, und benötigen Kapital, um all das finanzieren zu können. Eine Wachstumsfinanzierung meint also eine Maßnahme der Kapitalbeschaffung, die speziell darauf abzielt, das Wachstum eines Unternehmens zu ermöglichen. In der Welt der Start-ups und Scale-ups ein völlig normaler Vorgang: Die jungen Unternehmen sammeln öffentlichkeitswirksam entlang mehrerer Finanzierungsrunden regelmäßig Eigenkapital bei Investoren ein, um auch ohne nennenswerte Umsätze neue Märkte erschließen oder Innovationen vorantreiben zu können.
Mittelständische Unternehmen sind bei Wachstumsfinanzierungen, insbesondere wenn es um die Aufnahme von Eigenkapital geht, häufig zurückhaltender. Dabei sind zum Beispiel Innovations- und Transformationsvorhaben gerade für mittelständische Unternehmen in Deutschland und insbesondere Bayern erfolgskritisch: Hiesige Firmen agieren oft in spezifischen, transformationsbetroffenen Branchen und Märkten wie etwa dem Maschinen- und Anlagenbau, dem Automobilsektor oder der Elektrotechnik, die stark von Innovation abhängig sind. Das Problem: Anders als börsennotierte Großkonzerne verfügen mittelständische Unternehmen oftmals nicht über ausreichende eigene Kapitalausstattung, um die entsprechenden Investitionen in Wachstumsvorhaben ohne Auswirkung auf ihre laufenden Geschäftsprozesse zu finanzieren.
Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Konflikt und deren Auswirkungen haben zudem bei vielen mittelständischen Unternehmen (selbst bei solchen die eigentlich über ein langfristig erfolgreiches Geschäftsmodell mit solider Bilanz in einer zukunftsfähigen Branche verfügen) die Eigenkapitalreserven ausgedünnt. Hinzu kommen oft weitere aktuelle Faktoren, die Wachstum im Allgemeinen, aber insbesondere auch für den Mittelstand erschweren: bürokratische Auflagen, hohe Energiepreise, Transformations- und Digitalisierungserfordernisse, Fachkräftemangel, demographischer Wandel sowie steigender Druck durch internationalen Wettbewerb.
Dem Mittelstand stehen verschiedene Finanzierungsoptionen offen
Während das Tagesgeschäft vielerorts weiterläuft, liegen größere Investitionen mangels finanzieller Mittel oder Eigenkapital und unsicherer Aussichten hingegen auf Eis. Dabei stehen dem Mittelstand zur Realisierung von Wachstumsvorhaben eine Reihe von Instrumenten zur Verfügung, von der Beteiligungs- über die Fremdkapitalfinanzierung bis hin zu Finanzierungsmodellen wie Mezzanine-Kapital, einer Hybridform zwischen Eigen- und Fremdkapital, wie zum Beispiel stillen Beteiligungen. Die Wahl der richtigen Finanzierungsform ist dabei von verschiedenen Faktoren abhängig, wie den Unternehmenszielen und der mittel- und langfristigen Unternehmensstrategie, aber auch von der aktuellen Kapitalstruktur und der Risikobereitschaft. Was sind die Unterschiede?

Eigenkapitalbasierte Finanzierungen (Beteiligungsfinanzierung)
Eigenkapitalbasierte Finanzierungen, kurz Beteiligungsfinanzierungen, stammen regelmäßig von Investoren, die im Gegenzug für ihr Kapital Anteile am Unternehmen enthalten. Diese Form der Finanzierung eignet sich insbesondere für Unternehmen, die stark wachsen wollen und deshalb entsprechende Kapitalanforderungen haben. Unternehmen erhalten Beteiligungsfinanzierungen zum Beispiel von spezialisierten Beteiligungs- oder Private Equity Gesellschaften, die teils erhebliche Summen zur Verfügung stellen können. Bei einer Mehrheitsbeteiligung übernimmt der Investor auch die strategische Kontrolle, um das Unternehmen gezielt weiterzuentwickeln, zum Beispiel durch die Übernahme und Zusammenführung weiterer Firmen.
Minderheitsbeteiligungen hingegen, wie sie beispielsweise die BayBG anbietet, lassen den Gesellschaftern bzw. Geschäftsführern das Ruder in der Hand. Der Investor steht aber als Partner mit Netzwerk und Know-how zur Verfügung, um zum Beispiel bei übergeordneten Fragestellungen zu beraten oder Kontakte herzustellen. Für mittelständische Unternehmen, deren Stetigkeit und persönliche Geschäftsbeziehungen oft gerade den Erfolg ausmachen, ist eine Minderheitsbeteiligung zur Finanzierung von Wachstumsvorhaben eine gute Alternative, um auch weiterhin im „Drivers Seat“ zu sitzen. Bisherige Gesellschafter und Investor vereinbaren dabei bereits bei Einstieg des Investors Regelungen, wie die Minderheitsbeteiligung bei Erreichung des Wachstumszieles wieder aufgelöst werden soll. Eine Partnerschaft mit der BayBG zielt also darauf ab, dass das Unternehmen langfristig autonom und unabhängig bleibt.
Übrigens: Minderheitsbeteiligungen sind auch Grundlage der Finanzierungsrunden, die junge Unternehmen und Start-Ups in Form von Venture Capital bei Investoren einsammeln. Auch hier unterstützen die Investoren nicht nur mit Kapital, sondern auch mit fachlichem Knowhow und stellen zum Beispiel Kontakte zu potenziellen Erstkunden her, um das Wachstums des Unternehmens in seinen ersten Jahren zu unterstützen.
Fremdkapitalbasierte Finanzierungen
Unter fremdkapitalbasierten Finanzierungen versteht man die Aufnahme von Krediten und Darlehen, die zu einem späteren Zeitpunkt zurückgezahlt werden. Diese Art der Finanzierung ist am kostengünstigsten und insbesondere dann zu empfehlen, wenn ein Unternehmen über unausgeschöpfte Kreditfinanzierungspotentiale verfügt. Klassische Bankkredite sind die häufigste Form dieser Art von Finanzierung. Sie bringen allerdings ihre ganz eigenen Restriktionen und Risiken mit sich, denn für sie müssen beispielsweise Sicherheiten bei der Bank hinterlegt werden. Zudem belasten sie durch Zins- und Tilgungszahlungen während der Laufzeit den Cashflow des Unternehmens, Covenants (die vertraglichen Nebenabreden und Verpflichtungen) schränken häufig den unternehmerischen Handlungsspielraum ein. Letztlich sind den Kreditinstituten in Unternehmenskrisen aufgrund von regulatorischen Auflagen die Hände gebunden, so dass sie in diesen Situationen regelmäßig Kredite zurückfordern müssen, wodurch Unternehmen in existentielle Krisen geraten können.
Eine Perspektive: Kreditfinanzierungen und Risikoentlastungen für den Mittelstand bieten auch öffentliche Förderinstitute wie die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) oder die LfA Förderbank Bayern an. Diese Förderkredite zeichnen sich oft durch günstige Zinssätze und lange Laufzeiten aus, was sie für die Finanzierung von langfristigen Wachstumsvorhaben attraktiv macht. Zu beachten ist allerdings, dass Unternehmen dabei zunächst die manchmal strengen Auflagen dieser Programme erfüllen müssen.

Hybride Finanzierungen
Hybride Finanzierungen kombinieren Aspekte von eigenkapital- und fremdkapitalbasierten Finanzierungen, beispielsweise das sogenannte Mezzanine-Kapital. Je nach Ausgestaltung ist Mezzanine Fremdkapital- oder Eigenkapital-ähnlich. Nachrangdarlehen sind die Fremdkapital-ähnliche Variante, sie werden im Insolvenzfall nachrangig gegenüber Ansprüchen andere Gläubiger bedient. Der Vorteil: Dieser Nachrang verbessert die Bonität und Liquidität, was bei Bedarf die Aufnahme von weiterem Fremdkapital erleichtert.
Stille Beteiligungen sind in der Regel eigenkapitalähnlich konstruiert, das heißt beispielsweise ohne Covenants oder Tilgungen während der Laufzeit, und beinhalten häufig auch einen vorinsolvenzlichen Rangrücktritt.
Sie erfüllen in vielerlei Hinsicht Eigenkapitalfunktionen, ohne dass von außerhalb des Unternehmens erkennbar wäre, dass ein externer Investor an Bord ist – eben eine stille Beteiligung. Solche Finanzierungsmodelle sind für den Mittelstand besonders interessant, denn mittelständische Unternehmen behalten ihre Unabhängigkeit und ihre in vielen Fällen über Jahrzehnte gewachsene Unternehmenskultur, sie können mit einem Investor auf Zeit ihre Wachstumsziele verfolgen und die stille Beteiligung am Ende der vereinbarten Laufzeit einfach zurückzahlen.
BayBG bietet jahrelange Erfahrung in eigenkapitalbasierten Wachstumsfinanzierungen
Auch wenn das wirtschaftliche Umfeld aktuell nicht ideal ist, sollten Investitionen in Wachstum, Innovationskraft und langfristige Resilienz nicht aufgrund von Eigenkapitalmangel auf der Strecke bleiben. Mittelständische Unternehmen haben über Minderheitsbeteiligungen und insbesondere Mezzanine-Kapital interessante Instrumente zur Hand, ihre Eigenkapitalbasis zu stärken und im selben Zug vom strategischen Wissen und Netzwerk eines erfahrenen Partners zu profitieren. Die BayBG bietet mittelständischen Unternehmen und Start-ups seit über 50 Jahren maßgeschneiderte Beteiligungen an und hat in dieser Zeit über 4.000 bayerische Unternehmen finanziert und zahllose Wachstumsinitiativen ermöglicht – ein Erfahrungsschatz, von dem Partner wie Kunden Tag für Tag in gleichem Maße profitieren.